Ein Tag mit dem Kölner Dreigestirn

Von Björn Zimmer

Prinz Sascha I., Bauer Werner und Jungfrau Frieda sind seit der Proklamation am 5. Januar 2024 die höchsten Repräsentanten der Stadt Köln. Bis Aschermittwoch werden sie weit über 400 Termine absolviert haben mit der Mission, Frohsinn unter den Menschen zu verbreiten. Das Festkomitee Kölner Karneval und das Dreigestirn haben die drei "Social Media Jungs" aus den Reihen des Treuen Husars eingeladen, ihre Korpskameraden einen Tag lang zu begleiten.

12:00 Uhr: Treffen im Dorint Hotel, der Hofburg des Kölner Dreigestirns

Seit dem Einzug in die „Hofburg“ am 2. Januar ist das Dorint Hotel am Heumarkt die temporäre Heimat des Dreigestirns. Bis Aschermittwoch wohnen Prinz Sascha I., Bauer Werner und Jungfrau Frieda auf der siebten Etage des Hotels. Oli, Tom und Björn treffen sich auf einen Kaffee im Foyer und gehen nochmal den Terminplan des Tages durch. Jedem ist die Vorfreude anzumerken, kombiniert mit einer leichten Anspannung. Wann begleitet man schon mal ein Kölner Dreigestirn? Miriam vom Festkomitee Kölner Karneval kommt hinzu – auch sie ist heute mit von der Partie und wesentlich routinierter als die drei Jungs vom Treuen Husar.

12:45 Uhr: Es geht los

Das Aufzugdisplay zeigt eine 7 mit Fahrt nach unten: Das Dreigestirn ist auf dem Weg. Als sich die Aufzugtür öffnet, kommen drei strahlende Herren (Verzeihung: zwei Herren und eine Jungfrau) samt ihrer Adjutantur in das Foyer. Begleitet werden Prinz, Bauer und Jungfrau von Michael Palm, Adjutant des Prinzen, Dr. Marco Hollekamp, Adjutant des Bauern und Frank Rehfus, Adjutant der Jungfrau. Auch Hoffriseur Mike Engels ist schon dabei, der stets dafür sorgt, dass das Trifolium ansprechend aussieht. Prinzenführer Marcus Heller, Chef der Prinzen-Equipe Gary Bingener sowie die Wache der Prinzengarde werden später am Tag hinzukommen.

Schnell heißt es „Aufsitzen!“, denn um 13:15 Uhr startet die offizielle Wagenübergabe bei Ford. Der seit über 90 Jahren in Köln ansässige Automobilhersteller stattet traditionell den Kölner Karneval mit Fahrzeugen aus. Die Kolonne des Dreigestirns besteht aus vier Ford Kuga: An der Spitze das Fahrzeug des Prinzenführers, gefolgt von je einem Auto für Prinz, Bauer und Jungfrau. Dahinter folgen zwei komfortable Mannschafsbusse für die Wache und einer für den Vorstand des Festkomitees – in letzterem dürfen wir mitfahren. Jedes Fahrzeug trägt den Namen „Schäl“ mit entsprechender Nummer und per Funk halten die Fahrzeuge unterwegs Kontakt. Es erinnert alles sehr an die Kolonne eines Staatsoberhaupts – und genauso professionell und zackig sind die Fahrer unterwegs.

Prinz Sascha I. und sein Adjutant Michael steigen zu uns in den Bus. Der Grund: Sein Auto steht schon für die symbolische Übergabe bei Ford bereit. So haben wir auf dem Weg zum Termin etwas Zeit für ein persönliches Gespräch. Sascha wirkt glücklich und in keiner Weise angespannt oder gestresst. „Seitdem wir bei der Proklamation durch die Tür gekommen sind, werden wir einfach nur noch von einer Welle der Euphorie getragen“, sagt er strahlend. Er geht noch einmal seinen Sprechzettel für den Termin bei Ford durch. Für jeden einzelnen Termin bereitet er sich vor und schreibt sich wichtige Sachen auf. Während der Fahrt ruft die Jungfrau an und wünscht allen einen wunderschönen Tag.

13:15 Uhr: Ford Wagenübergabe

Nach der Anmeldung zur Einfahrt auf das Werksgelände warten wir zunächst. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn stößt zu diesem wichtigen Termin dazu. Die Übergabe des Prinzenwagens findet in einer derzeit stillgelegten Produktionshalle statt. Im Eingangsbereich hängen Bilder von futuristischen, elektrischen Ford Explorern. Diese sollen in naher Zukunft an dieser Stelle produziert werden.

Im Veranstaltungsraum angekommen empfangen uns Claudia Vogt, Direktorin für Nutzfahrzeuge und Ralph Caba, der Direktor für Öffentlichkeitsarbeit. Nach der Begrüßung berichten auch die Jungs von ihren persönlichen Erlebnissen mit Ford: „Mein erstes Auto war ein knall-grüner Ford Fiesta, 2004er-Baujahr, mit flotten 65 PS.“ Bauer Werner schwärmte von einem Escort-Cabrio, mit dem er mehr als 350.000 Kilometer gefahren sei, bevor dieser den Geist aufgegeben habe. Auch Jungfrau Frieda kennt den Kuga aus seinem Umfeld bereits, denn seine Frau und seine Tochter fahren das selbe Modell. Dann folgte das obligatorische Foto der Schlüsselübergabe sowie einmal Probesitzen in einem 60 Jahre alten Ford Taunus 20M TS Cabriolet. In der Zwischenzeit brachten die Ford-Mitarbeiter das Auto des Prinzen nach draußen, so dass wir nach einem kurzen Snack direkt weiterfahren konnten.

15:30 Uhr: Seniorensitzung im Seniorenzentrum Zollstockhöfe

Seniorensitzungen sind ein fester Bestandteil im Terminkalender des Dreigestirns. „Es ist so toll zu sehen, welche positive Strahlkraft unsere Ornate haben“, sagt Prinz Sascha I. „Es gibt viele Menschen, die bekommen aufgrund ihres Alters oder Krankheit um sich herum nicht mehr viel mit. Aber wenn das Dreigestirn kommt und mit ihnen Lieder singt, dann blühen sie auf einmal auf.“ Davon durften wir uns bei der Sitzung im Seniorenzentrum Zollstockhöfe überzeugen. Schnell reinkommen, kurz frisch machen und rein in den Saal, in dem die Gäste bereits auf das Dreigestirn warteten. Die Bewohner und Gäste hatten sichtlich Freude daran, „ihr“ Dreigestirn empfangen zu dürfen. Und spätestens als die drei einige Lieder zum Mitsingen und Schunkeln anstimmten, war das Eis gebrochen.

16:30 Uhr: Polizeipräsidium

Nach der Seniorensitzung in Zollstock ging es über die Deutzer Brücke auf die Schäl Sick zum Polizeipräsidium. Vorher kurzer Stop an der Hofburg, um den dazugestoßenen Prinzenführer sowie die Wache einzusammeln. Nun ist die Kolonne mit neun Fahrzeugen komplett und fliegt nahezu in Formation über die Deutzer Brücke. Vor Ort am Polizeipräsidium kurzer Handshake und Kennenlernen mit den Jungs von der Prinzengarde, die die heutige Wache des Dreigestirns stellen. Denn in der Tat wechselt die Besetzung regelmäßig und die Prinzengarde achtet darauf, dass möglichst aus jedem Korpsteil ein Mitglied vertreten ist. Allesamt gute Jungs, die offensichtlich in den Mannschaftsbussen bestens verpflegt werden. Und immer wieder kommen Sascha, Werner oder Frieda zu uns und fragen, ob es uns noch gefällt und finden immer wieder Zeit für einen kurzen Plausch.

Nach offizieller Begrüßung durch den Polizeipräsidenten Johannes Herrmanns trennten sich die Wege zwischen Dreigestirn, Adjutantur und Wache. Während sich die Wache in die Präsidiumseigene „Kaschämm“ verabschiedete, erhielt der Rest eine exklusive Führung durch die Räumlichkeiten. Angefangen vom Aufnahmebereich für „Neukunden“, wie es der ehemalige Standortleiter freundlich formulierte, über den Bereich für Durchsuchungen bis hin zu den Gruppen und Einzelzellen. „Und wie die Hotels in Köln sind wir am 11.11. oder an Weiberdonnerstag dann auch gerne schon mal ausgebucht“, berichtete der Verantwortliche mit einem Lachen.

Nachdem das Dreigestirn noch ein paar Bilder auf Polizeimotorrädern machte, stießen wir in der bereits erwähnten Kaschämm zu einem Imbiss und kühlen Getränken wieder mit der Wache zusammen. Während der Führung war die Adjutantur sichtlich erleichtert darüber, dass die gezeigten Räumlichkeiten zuvor dem Dreigestirn gänzlich unbekannt waren.

18:20 Uhr: Dreikönigsgymnasium Bilderstöckchen

Das Dreikönigsgymnasium (DKG) ist mit seiner über 570-jährigen Geschichte eine der ältesten Schulen im Rheinland und die älteste Schule Kölns. Dort unterrichtet Michael „Mike“ Hehn die Fächer Musik und Geschichte. Im karnevalistischen Leben ist Mike Hehn bekannt als „Dä Nubbel“ und ist beim Treuen Husar in einer führenden Rolle des Musikkorps. In dieser Rolle hat er das Dreigestirn bei den Vorbereitungen unterstützt, weswegen es dem Trifolium eine Herzensangelegenheit war, sich mit einem Besuch in der Schule zu bedanken. In seiner bekannt-bekloppten kölschen Art empfing Hehn das Dreigestirn als Bischof verkleidet und nach ein einem kurzen Vortrag durch ihn und gemeinsame Lieder mit dem Dreigestirn wurde es das erste mal hektisch an diesem Tag. Denn für 19:00 Uhr steht die SBK Sitzung der Roten Funken im Kalender. Und dafür müssen wir wieder über eine der Brücken, was in Köln bekanntlich ein Abenteuer ist.

19:07 Uhr: SBK Sitzung Rote Funken (Plan: 19:00 Uhr)

Hoppla! Mit kleiner Verzögerung landen wir vor der Mülheimer Stadthalle. Dort veranstalten die Roten Funken ihre traditionelle Sitzung für die Bewohner der Sozial-Betriebe Köln (SBK) – vor allem Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen. Diese Veranstaltung ist für sie ein jährlicher Höhepunkt. Die Künstler, die ehrenamtlich auftreten, schätzen diesen Anlass ebenfalls sehr, insbesondere wegen der handgemachten Keramikorden, die von den Bewohnern der SBK jedes Jahr mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail angefertigt werden.

Im Foyer treffen wir das Kinderdreigestirn um Prinz Julius I., Bauer Severin und Jungfrau Benedikta, mit denen der Auftritt gemeinsam stattfinden wird. Kurzer Smalltalk zwischen den „großen“ und „kleinen“ Tollitäten und schon kündigt Sitzungsleiter Heinz-Günther Hunold die beiden Dreigestirne an. Das Besondere bei diesem Auftritt: Beide Dreigestirne singen und tanzen zusammen zum Song des Kinderdreigestirns, den zumindest Prinz Sascha komplett auswendig gelernt hat.

20:00 Uhr: Empfang Literatenstammtisch Köln

Und wieder rüber über die Brücke, diesmal zum Brauhaus Reissdorf am Hahnentor. Dort warteten bereits die Vertreter des Literatenstammtisches Köln samt Gästen auf das Trifolium. Der Literatenstammtisch ist eine Gruppierung von 17 aktiven Literaten bzw. einer Literatin, die insbesondere zum Thema Sitzungsgestaltung regelmäßigen freundschaftlichen Austausch pflegen. Aufgrund des damit verbundenen Einflusses hat der Literatenstammtisch Köln den liebevollen Spitznamen „Mafia“. Baas Rudi Fries stand bereits in der Tür und empfing in seiner bekannt guten Laune das Dreigestirn samt Begleitung. Nach ein paar warmen Worten und der Vergabe der Prinzenspange und ein paar Bildern war es nun das erste mal des Tages an der Zeit, im Sitzen zu essen und zu trinken.

21:00 Uhr: Gemeinschafts-Kostümsitzung von „Die Große von 1823“ und „Kölsche Madämcher“

Nach kurzer Stärkung mit Salat und einem ausgezeichneten Schnitzel-Buffet hieß es wieder „Aufsitzen“, wenn es diesmal auch nur ein kurzer Weg war. Die gemeinsame Sitzung der Großen von 1823 und der Kölschen Madämcher fand nämlich im Gürzenich statt. Die ohnehin ehrfürchtige Atmosphäre des Gürzenich wurde noch einmal getoppt, denn vor dem Dreigestirn ist die komplette Prinzengarde mit ihren Fanfaren aufgezogen. Gänsehaut pur und Sascha, Werner und Frieda genossen es sichtlich, nach der Proklamation am Freitag erneut durch „diese Tür“ gehen zu dürfen. Diesmal allerdings wesentlich gelassener. Und obwohl Prinz Sascha ein paar Sekunden zu spät kam (man munkelt, er habe etwas unterwegs vergessen), sagte er ganz entspannt: „Ohne mich werden die schon nicht aufziehen. Das ist anders als beim Treuen Husar.“ Breites Grinsen inklusive.

21:40 Uhr: Pause in der Traditionsgaststätte „Bei d’r Tant“

Nach diesem fulminanten Auftritt hatte sich jeder wieder eine kleine Stärkung verdient, diesmal in Form von Frikadellen und gekühlten Getränken in der Traditionsgaststätte „Bei d’r Tant“ am Neumarkt. Hier bot sich auch nochmal die Möglichkeit zum Durchatmen und Austausch untereinander. Sascha, Werner und Frieda plauderten etwas aus dem Nähkästchen. Etwa, was nach den Auftritten auf der siebten Etage noch so alles passiert oder von der ein oder anderen Kuriosität, die sie als Dreigestirn bereits erlebt haben. Insbesondere um die sagenumwobene Prinzenspange bzw. abenteuerliche Versuche, diese zu bekommen, waren amüsante Gesprächsthemen.

22:25 Uhr: Kostümsitzung der Prinzen-Garde Köln

Ein letztes Mal „Aufsitzen“ mit Ziel Maritim Hotel. Das Finale des Tages sollte das Dreigestirn bei der Kostümsitzung der Prinzen-Garde Köln bestreiten. Vor der Tür gab es ein freudiges Wiedersehen mit einigen Ex-Dreigestirnen, darunter auch Prinz Boris aus der Session 2023. Treppe rauf und hinein in ein recht gefülltes Foyer. Viele Gäste haben offensichtlich schon sehr auf das Dreigestirn gefreut und bewegten sich gleich auf dieses zu, so dass schon fast eine Traube um die drei entstand. Viele der Menschen hatten dabei offensichtlich nur ein Ziel: Die Prinzenspange. Mancher bezirzte lediglich seinen Gesprächspartner aus dem Trifolium in der Hoffnung, derjenige käme schon selbst auf die Idee, die Prinzenspange zu verleihen. Manch anderer wählte dann lieber den direkten Weg und fragte ganz offensiv danach.

Mit der Rückkehr in die Hofburg endete dieser aufregende Tag. Auf das Dreigestirn wartete eine heiße Dusche in der siebten Etage, um danach den Tag bei einem Getränk gemeinsam ausklingen zu lassen. Für uns startete mit Abschluss des Tages die Verarbeitung der vielen, tollen Eindrücke und Gespräche. Wir sind unendlich dankbar, dass uns das Dreigestirn und das Festkomitee diese Möglichkeit gegeben hat. Und vor allem sind wir besonders stolz zu sehen, wie positiv und mit wie viel Sympathie „unser“ Dreigestirn von allen Jecken empfangen wird. Das haben sie sich aber selbst zuzuschreiben. Denn trotz Ornat und Rampenlicht sind sie immer noch so, wie sie vorher waren: frech, charmant und mit einer gehörigen Portion Blödsinn im Kopf!